Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt noch etwas bringt, sich anzustrengen. Während Konzerne ungebremst Profite über Nachhaltigkeit stellen und politische Gipfel oft mehr heiße Luft als echte Veränderungen produzieren, fühlt es sich absurd an, im Supermarkt die Gurke ohne Plastikverpackung zu wählen oder auf den nächsten Flug zu verzichten. Doch genau das ist der Punkt: Würden alle so denken, bliebe wirklich alles beim Alten.
Ich bin dann doch ganz in meinem Innersten überzeugt, dass unser Handeln zählt – nicht nur moralisch, sondern auch praktisch. Die Geschichte zeigt, dass Veränderung oft mit Einzelnen beginnt, die einen Anstoß geben. Auch wenn ich mit vielem nicht mehr einverstanden bin, was Greta Thunberg inzwischen vertritt - Fridays for Future war am Anfang nur ein einsamer Schulstreik, hat sich aber zu einer der größten Jugendbewegungen für den Erhalt des Weltklimas entwickelt. Plastikverbote wurden durch jahrelangen Druck von Aktivisten und Konsumenten durchgesetzt.
Und jedes Mal, wenn sich ein Markt verändert – sei es durch nachhaltige Produkte oder klimafreundliche Investitionen, - dann liegt das auch daran, dass genug Menschen ihre Entscheidungen bewusst getroffen haben.
In dieser Kolumne geht es nicht darum, naiven Optimismus zu verbreiten, sondern darum, realistisch, nachdenklich und trotzdem entschlossen zu bleiben.
In diesem Artikel erfährst du, warum dein Engagement einen Unterschied macht, welche psychologischen Fallen uns lähmen und welche konkreten Schritte du heute gehen kannst, um echten Einfluss zu haben.
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Warum fühlen wir uns machtlos?
Wir leben in einer Welt, in der Probleme gigantisch wirken und Lösungen oft unsichtbar bleiben. Kein Wunder also, dass viele sich fragen: Was kann ich als Einzelne:r schon tun? Dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist nicht nur verständlich, sondern psychologisch tief verankert.
Ein Teil des Problems ist, dass sich Veränderungen oft erst langsam zeigen. Wer seinen Fleischkonsum reduziert oder auf erneuerbare Energien umsteigt, sieht nicht sofort eine messbare Verbesserung der Klimabilanz, man sieht diese Veränderung vermutlich sogar nie. Anders als beim Sport, wo Training nach wenigen Wochen hoffentlich sichtbare Erfolge zeigt, bleibt der Impact im Klimaschutz meist abstrakt.
Hinzu kommt, dass die Medien uns tagtäglich mit negativen Nachrichten überfluten. Ich war lange genug in dieser Branche und weiß, wie wichtig „Aufreger“ sind, für Quoten, Auflagen und damit auch für Umsätze. Waldbrände, schmelzende Gletscher, politische Blockaden und klimafeindliche Kampagnen mit enormen Budgets dahinter – all das vermittelt den Eindruck, dass es ohnehin zu spät ist. Doch das ist ein Trugschluss. Fortschritt ist selten laut und spektakulär, sondern geschieht in vielen kleinen Schritten. Na denn …
Echter Wandel durch Einzelpersonen und Gruppen
Die Vorstellung, dass Einzelpersonen keinen Einfluss haben, ist schlicht falsch. Die Geschichte zeigt uns immer wieder das Gegenteil.
Ein herausragendes Beispiel ist Rachel Carson. Mit ihrem Buch Silent Spring (1962) legte sie den Grundstein für die moderne Umweltbewegung. Sie machte auf die Gefahren von Pestiziden wie DDT aufmerksam und löste damit eine breite Debatte aus, die letztlich zu gesetzlichen Verboten führte. Ihr Engagement veränderte nicht nur die Umweltpolitik in den USA, sondern inspirierte eine weltweite ökologische Bewusstseinsbildung.
Oder nehmen wir den Kampf gegen FCKW, die maßgeblich zur Zerstörung der Ozonschicht beitrugen. In den 1980er-Jahren führten wissenschaftliche Erkenntnisse und öffentlicher Druck dazu, dass sich Regierungen weltweit auf das Montreal-Protokoll einigten – eines der erfolgreichsten Umweltabkommen überhaupt. Ohne engagierte Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Bürger:innen, die immer wieder auf das Problem hingewiesen haben, wäre das nicht passiert.
Auch der Kampf gegen den sauren Regen zeigt, was möglich ist. In den 1970er- und 1980er-Jahren war die Versauerung von Böden und Gewässern ein massives Problem, verursacht durch Schwefel- und Stickoxide aus Industrie und Verkehr. Wissenschaftler:innen, Umweltorganisationen und Bürgerbewegungen übten so lange Druck aus, bis Regierungen Maßnahmen ergriffen – mit Erfolg. Die Luftverschmutzung wurde drastisch reduziert, und viele Wälder erholten sich.
Diese Beispiele zeigen: Wandel beginnt oft klein – aber er breitet sich aus. Ohne engagierte Einzelpersonen und Gruppen wären viele dieser Errungenschaften nicht möglich gewesen.
Die Macht kumulierter Handlungen
Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn genug Menschen ihr Verhalten ändern, verändert sich das System. Unsere Entscheidungen – sei es beim Einkaufen, bei der Wahl oder im direkten Gespräch mit anderen – haben eine größere Hebelwirkung, als wir denken.
Allerdings darf individuelles Verhalten nicht die systemischen und politischen Aspekte aus dem Blick verlieren. Der „ökologische Fußabdruck“, der uns oft als Maßstab für Nachhaltigkeit präsentiert wird, wurde ursprünglich von einer Fossilfirma erfunden, um den Fokus von den großen Verursachern auf den Einzelnen zu lenken. Die Botschaft: Schau auf dich selbst, statt die Unternehmen und politischen Strukturen zu hinterfragen. Doch beides gehört zusammen: Individuelle Entscheidungen sind wichtig, aber ohne politische Veränderungen bleibt ihr Einfluss begrenzt.
Jeder Euro, den wir ausgeben, ist eine Stimme für die Art von Wirtschaft, die wir unterstützen wollen. Wenn nachhaltige Produkte stärker nachgefragt werden, passen sich Unternehmen an. Wenn genug Menschen ihre Bank zu einer grüneren Alternative wechseln, ziehen andere Banken nach. Und wenn Kommunen merken, dass Bürger:innen klimafreundliche Maßnahmen fordern, steigt der politische Druck.
Noch stärker wird dieser Effekt in Gemeinschaften. Wenn du dein Umfeld inspirierst, sich nachhaltiger zu verhalten, potenziert sich die Wirkung. Bewegungen entstehen genau so: durch viele kleine Entscheidungen, die gemeinsam große Veränderungen bewirken.
Konkrete Handlungsimpulse
Statt zu grübeln, ob das eigene Handeln einen Unterschied macht, lohnt es sich, die Hebel zu nutzen, die wirklich zählen. Hier ein paar Anregungen:
Setze dein Geld gezielt ein: Unterstütze nachhaltige Unternehmen, wechsle zu einer grünen Bank oder achte auf faire Produktionsbedingungen.
Mach Politik zu deinem Thema: Schreibe deinen Abgeordneten, unterschreibe Petitionen oder engagiere dich in Bürgerinitiativen.
Sprich darüber: Viele unterschätzen, wie viel Einfluss sie im Freundes- und Familienkreis haben. Inspirierende Gespräche sind oft der Anfang von Veränderung.
Finde Gleichgesinnte: Allein fühlt sich Engagement schwer an – in der Gemeinschaft geht es leichter. Such dir Gruppen, Vereine oder Netzwerke, die deine Werte teilen.
Fazit
Ja, die Klimakatastrophe ist eine gigantische Herausforderung, wahrscheinlich die größte, mit der die Menschheit jemals konfrontiert war. Ich weiß, das klingt für manche übertrieben und alarmistisch, ist aber so.
Allerdings ist trotzdem der Gedanke, dass unser Handeln bedeutungslos sei, schlicht falsch. Jeder Wandel beginnt mit Menschen, die ihn anstoßen – und unser Einfluss ist größer, als wir oft glauben.
Ich habe ja an anderer Stelle schon darüber geschrieben, dass alle auch jeweils einzeln Verantwortung tragen. Anstatt uns von Ohnmacht lähmen zu lassen, können wir unsere Energie dorthin lenken, wo sie tatsächlich etwas bewirkt. Sei es im Alltag, durch politische Teilhabe oder durch gemeinschaftliches Engagement – es gibt viele Wege, den Unterschied zu machen.
Lass uns darüber sprechen: Wo siehst du deinen größten Hebel für Veränderung? Ich freue mich auf den Austausch in den Kommentaren oder per Nachricht!
Danke für‘s Dranbleiben. Noch mehr zum Thema bekommst Du ganz leicht in deinen Post-Eingang: